Urotherapie – was ist das?

Besonders im Diagnostik- und Therapiebereich von Kindern und Jugendlichen mit funktionellen

und neurogenen Blasenentleerungsstörungen, sowie nächtlichem Einnässen (Enuresis) und/oder Stuhlinkontinenz ist das Konzept “Urotherapie“ zu finden. Noch nicht einheitlich durchgesetzt hat

sich die Bezeichnung dagegen im Erwachsenenbereich.

 

Urotherapie wird von der Internationalen Gesellschaft für kindliche Inkontinenz, ICCS

(International Childrens Continence Society) wie folgt definiert:
„Urotherapie kann als nicht chirurgisches und nicht pharmakologisches Behandlungsverfahren

bei Harninkontinenz bezeichnet werden. Urotherapie kann dabei u.a. Elemente ko­gnitiver Verhaltenstherapie verwenden.“

 

Definition der Arbeitsgemeinschaft Urotherapie im Kindes- und Jugendalter:
Diagnostik, Behandlung und Betreuung von funktionellen und neurogenen Blasenstörungen

sowie Enuresis durch ein interdisziplinäres Team”.

 

Wurde von einem Kinderarzt oder Kinderurologen die notwendige Diagnostik durchgeführt und konnten hierbei organische Ursachen ausgeschlossen werden, kann Urotherapie weiter helfen.

 

Fünf wesentliche Elemente beinhaltet die Standardurotherapie:
1.  Das Kind und dessen Eltern benötigen sehr viel Information
2.  Gesundes/ optimales Verhalten auf der Toilette müssen erläutert werden

3.  Es braucht Instruktionen zum Ernährungs- und besonders zum Trinkverhalten
4.  Dokumentation der Symptomatik und des Miktionsmusters
5.  Regelmäßige Unterstützung und Betreuung von Eltern und Kind

 

Je nach Indikation gibt es individuelle Verfahren, welche Inhalt der speziellen Urotherapie sind:


Physiotherapie
befundorientiert: Funktionelle Bewegungslehre; manuelle Techniken; Haltungsschule;
Beckenbodenwahrnehmung, sowie das Erlernen der An-/Entspannung des Beckenbodens;
Mundraum-, Atem-, Fußarbeit u.a.

 

Biofeedback
Bei Blasenfunktionsstörungen wie z.B. der Dyskoordination (DSD) wird Biofeedback als Methode

der apparativen Verhaltenstherapie (AVT) eingesetzt. Das Kind lernt ganz spielerisch mit Hilfe

dieses Verfahrens den Beckenboden isoliert an- und vor allem auch entspannen, da dies für eine

Restharn freie Miktion (Blasenentleerung) wichtig ist.
Auch für Kinder mit ARM (Anorektalfehlbildung) eine bewährte Methode, um den Afterschließmuskel,

wenn ausreichend vorhanden, zu trainieren.

 

Alarmtherapie
Die Behandlung mit einem Weckapparat, auch Klingelgerät/-hose genannt, wird auch als AVT

bezeichnet und kommt bei Enuresis (nächtliches Einnässen) zum Einsatz, aber nur dann, wenn

eine Tagessymptomatik bereits erfolgreich urotherapeutisch behandelt wurde und der Leidensdruck

des Kindes groß ist. Die Alarmtherapie ist von den nicht-medikamentösen Behandlungen dann

oft das Mittel der ersten Wahl, jedoch nur wenn sie gut angeleitet und richtig durchgeführt wird!
Die Motivation bezüglich dem Einsatz dieser Therapieform müssen mit dem Kind und den Eltern

gründlich geklärt werden, da der Erfolg hier­von stark abhängt.
Bleibt ein Erfolg mit dem Klingelgerät aus, das mindestens 4 bis max.16 Wochen eingesetzt werden

sollte, muss überprüft werden ob nicht doch eine Tagessymptomatik vorliegt oder ob eine medikamentöse Behandlung indiziert ist, die von einem Kinderurologen verordnet werden kann.